100 Jahre Schulgebäude

„Eine Schule wird nicht alt,
sie wird reicher an Erfahrung“

Kreisanzeiger für Wetterau und Vogelsberg vom 08.05.2012

 

Hoheberg-Schule Ober-Lais feiert 100. Geburtstag - Abwechslungsreiches Programm (ti).

Ein Fest für mehrere Generationen feierte die Hoheberg-Schule Ober-Lais anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens. Schüler, Eltern und Lehrer hatten ein buntes Programm vorbereitet. Da das Wetter nicht mitspielte, musste die Feier kurzfristig vom Schulhof ins Bürgerhaus verlegt werden. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch.

Zur Einstimmung spielte die Gitarrengruppe einige Lieder, bevor Schulleiterin Britta Schaumburg die Gäste begrüßte. „100 Jahre sind für einen Menschen sehr viel, eine Schule aber wird nicht alt, sondern altehrwürdig und reicher an Erfahrung. Denn diejenigen, die in ihr lernen, halten sie jung“, erklärte sie und ließ die Veränderungen Revue passieren, welche die Schule im Laufe eines Jahrhunderts durchlaufen hat. Schaumburg freute sich, dass viele ehemalige Schüler und Lehrer gekommen waren, um mitzufeiern. Auch ein Geburtstagsgeschenk gab es: An einer Wand im Pausenhof ist jetzt das Schullogo als Mosaik zu sehen.

Ortsvorsteher Armin Auth überreichte ebenso wie Günter Simon im Namen der Ortsvereine eine Spende, „um auch für die nächsten 100 Jahre eine eigenständige Schule zu haben, mit der wir unsere Kinder beglücken können“. Bürgermeister Hans-Peter Seum lobte den Garten der Hoheberg-Schule: „So etwas Tolles gibt es eben nur an einer Dorfschule.“


Claire Keutzer, Marie Kleinschmidt, Elena Ritzel und Kim-Lea Köhler trugen, unterstützt von Ivonne Kleinschmidt, Anekdoten aus 100 Jahren Grundschule vor. Dafür hatten sie in den Osterferien ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern befragt. So erfuhren die Zuhörer beispielsweise, dass bei Lehrer Keller absolute Stille herrschte und man lediglich das Quietschen seiner orthopädischen Schuhe hörte. „Alle Kinder mussten lachen und bekamen einen Eintrag in das Klassenbuch“, berichteten sie. Die Jungs trugen gestrickte Strümpfe bis über die Knie, die fürchterlich kratzten, und die Mädchen trugen Schürzen über ihren Kleidern. Lehrer Ludwig habe den Jungs immer an den Ohren gezogen, wenn sie etwas angestellt hatten.


„Man sieht es mir gar nicht an, dass ich so lange in der Schule war“, sagte Zeitzeuge Bernhard Schauermann, der die Volksschule acht Jahre lang besucht hatte. Dafür erntete er ebenso Lacher aus dem Publikum wie für seine Mutmaßung, dass er eventuell einen Schaden erlitten habe, als der Lehrer den Schlüsselbund nach ihm geworden habe. Schauermann machte aber auch die ernste Seite des Schullebens deutlich. „Wenn der Lehrer einen Stock an uns kaputtgehauen hatte, mussten wir selbst am nächsten Tag einen neuen mitbringen“, erzählte er. Einfach sei es früher in der Schule nicht gewesen.

Anschließend berichtete Ottfried Dascher, der Sohn eines ehemaligen Lehrers, von seinen Erfahrungen in Ober-Lais. Die freundliche Aufnahme durch die Nachbarn, die Schmökerstunden in der Schulbibliothek, aber auch die Schrecken des Krieges, von denen das Dorf zwar äußerlich verschont geblieben war, unter denen die Einwohner aber natürlich litten, waren ihm in Erinnerung geblieben. „Mein Vater kannte die Familien, und wenn bei einem Kind die Leistungen schlechter wurden, dann wusste er, dass vielleicht die Mutter oder Großmutter krank war. Das Gespräch mit den Vätern suchte er zur Fütterungszeit, sodass die Nachbarn nichts mitbekamen“, erzählte Dascher. Als Zeichen seiner Verbundenheit trug er einige Zeilen in Ober-Laiser Platt vor. „Wer es nicht versteht, lässt es sich vom Nachbarn übersetzen“, schmunzelte Dascher.


Die Kindergarten-Kinder, die nach den Sommerferien eingeschult werden, führten einen Tanz auf und gaben sich große Mühe, es den Älteren gleichzutun. Die vierte Klasse hatte den Kanon „Wir reiten geschwind“ unter der Leitung von Beate Harbich-Schönert vorbereitet, gemeinsam mit der Flex-Klasse (erstes und zweites Schuljahr) sang sie noch „Es tönen die Lieder“. Die Tanz-AG zeigte einen Volkstanz, der in die Anfangsjahre der Schule zurückführte. Mitgeklatscht wurde bei „Lollipop“, zu dem die Mädchen der Flex-Klasse tanzten. „Nach diesen Vorlagen wird es der Gesangverein schwer haben“, scherzte Schaumburg, als sie die Sänger auf die Bühne bat. Sie sangen „Der Winter ist vorüber“ und „Ich wollte nie erwachsen sein“. Die Flex-Klasse tanzte anschließend den „Katzen-Tatzen-Tanz“ von Frederik Vahle, und die dritte Klasse beendete den offiziellen Teil mit ihrem Geburtstagsrap.


Anschließend schauten sich die Gäste die Ausstellung „Schule im Wandel der Zeit“ an, die unter anderem ein Modell von Ober-Lais umfasste, das die Drittklässler aus Papier gebaut hatten. Schultafeln, alte Schulranzen und Handarbeiten waren zu sehen, als Kontrast dazu waren Tische mit aktuellen Unterrichtsmaterialien wie Laptop und Taschenrechner aufgebaut worden. So mancher fand sein altes Lesebuch wieder, das ihn während der Schulzeit begleitet hatte. Außerdem hatten die Gäste die Möglichkeit, mit einem Griffel zu schreiben.